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Yukon Winter Roadtrip

 

Oh Canada...

 

Ende Januar 2019 ging es für 10 Tage in den Yukon.Dort wurde ein lange gehegter Traum für mich wahr. Ich konnte das Yukon Quest, das als härtestes Schlittenhunderennen der Welt bekannt ist, vor Ort live verfolgen. Bei -38 Grad stand ich zwei Stunden vor Rennbeginn auf dem Platz, wo die Musher die letzten Vorbereitungen für das Rennen treffen. Es herrschte ein bunter Mix aus Trucks, Doghandlern, Hunden, Tierärzten und anderen Offiziellen des Rennens, Journalisten und Besuchern. Nach wenigen Minuten traf ich bereits den ersten Bekannten. Hans-Jürgen gennant "Sui" aus Köln begrüßte mich herzlich und war voll in seinem Element. Er begleitet das Yukon Quest jedes Jahr und ist mittlerweile ein richtiger Insider. Er kennt jeden und jeder kennt ihn. Etwas erstaunt war ich allerdings schon darüber, dass wir uns auf den ersten Blick erkannt hatten, denn wir waren so vermummt, dass man nur die gefrorene Augenpartie sehen konnte.

 

Wenig später entdeckte ich Hugh Neff, der mich mit einem freundlichen "Hey Annie, what are you doing here?" begrüßte. Hmm, eine nicht ganz unberechtigte Frage an einem Samstagmorgen bei -38 Grad auf einem Parkplatz in Whitehorse. Hugh hat bereits 18 Mal am Yukon Quest teil genommen und das Rennen zwei Mal gewonnen. Ich kenne ihn bereits seit einigen Jahren, habe einmal eine Veranstaltung während seiner Vortragsreihe in Deutschland für ihn organisiert und ihn während einer Rundreise in Alaska besucht.

Es ist unheimlich beeindruckend, was Menschen und Hunde bei diesem Rennen leisten. Rund 1600 km geht es durch Kanada und Alaska und die Teams meistern diese Strecke in ungefähr 10 Tagen.

 

Nachdem wir den Start der Teams anschaut hatten, machten wir uns auf den Weg zur Sky High Ranch, wo wir selbst eine kleine Hundeschlittentour unternahmen. Die -25 Grad fühlten sich am Nachmittag bei Sonnenschein gleich richtig angenehm an. Am Abend wurde es aber wieder kälter, wir gingen bei -40 Grad auf Nordlichtsafari. Die Lichter waren toll, aber die Kamera machte nach wenigen Minuten nicht mehr mit.

 

Am nächsten Tag fuhren wir nach Dawson City und von dort aus am darauf folgenden Tag auf den Dempster Highway. Die Fahrt war ein echtes Highlight. Das Wort Highway ist allerdings etwas irreführend. In der Tat handelt sich um eine 736 km lange Schotterpiste von Dawson City bis nach Inuvik. Unterwegs sieht man nichts als atemberaubende Landschaft. Wir hatten außerdem das Glück, einen Luchs zu sehen und später gleich noch einen! Leider war ich darauf nicht vorbereitet und konnte die Tiere nicht gut fotografieren.

Wir fuhren ungefähr die halbe Strecke des Highways, bis nach Eagle Plains. Dort gibt es ein kleines, uriges Hotel, in dem wir übernachteten, bevor es am nächsten Tag, nach einem kurzen Stopp am Polarkreis, durch die wunderschöne Landschaft zurück bis nach Dawson City ging.

Dort waren mittlerweile die ersten Yukon Quest Teams angekommen und ich stürzte mich sofort ins Getümmel. Einige Teams konnte ich bei der Zieleinfahrt sehen, unter anderem den deutschen Teilnehmer Hendrik mit seinem besonderen Team aus Grönlandhunden und Alaskan Malamutes. Während der Großteil der Musher in der Rennszene auf Alaskan Huskies setzt, wollte Hendrik zeigen, dass es möglich ist, mit einem reinrassigen Team, ursprünglicher nordischer Hunde das Rennen zu beschließen. Und er hat es geschafft! Zwar kam er als letzter ins Ziel, aber mit 10 glücklichen, echten nordischen Hunden.

 

Dawson City allein ist schon eine Reise wert. Die Kleinstadt mit ihren bunten Holzhäuschen und dem antiken Wild West Charme finde ich einfach unheimlich sympathisch. Wenn man im Winter durch das verschlafene Städtchen spaziert, ist es nur schwer vorstellbar, dass dort zu Zeiten des Goldrauschs bis zu 40.000 Menschen gelebt haben.

 

Auf unserem Programm stand natürlich auch der Sourtoe Cocktail, ein Muss für jeden Möchtegern- Goldgräber und Yukon-Abenteurer. Die Mutprobe besteht darin, einen Schnaps zu trinken, in dem ein toter, schwarzer Zeh schwimmt. Dieser muss dabei die Lippen berühren. Was soll ich sagen, so schlimm war es nicht und nun bin ich stolzes Mitglied im Sourtoe Club, ebenso wie der Rest meiner Reisegruppe. Am nächsten Tag entdeckte ich meine neue Lieblings-Sportart - Curling! Was im Fernsehen eher ein wenig langweilig wirkt, ist in Wahrheit ein anspruchsvoller und lustiger Sport. Da macht sogar Fegen Spaß. Wer hätte das gedacht!

Am letzten Tag machten wir dann noch einen Rundflug in einem winzigen Flugzeug und konnten einige der Yukon Quest Teams auf dem Yukon River von der Luft aus sehen. Sehr beeindruckend!

 

Nach neun Tagen in Kanada ging es zurück, aus dem Norden in den Norden. Das klingt einfach, ist aber nicht so. Whitehorse und Kiruna haben nun beide keine Flughäfen, die eine Vielzahl an internationalen Flugverbindungen aufweisen können. So ging es von Whitehorse via Vancouver via Toronto via Frankfurt via Stockholm nach Kiruna. Und schon 39 Stunden später war ich zuhause. Zugegeben etwas müde, aber sehr glücklich über diese schöne Reise.

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